Ziel: Größtmögliche Transparenz
Seit September 2021 ist Dr. Roland Batz Generalvikar des Bistums Regensburg. Da er mit den Ausführungen von Michael Fuchs uneingeschränkt übereinstimmt, bleiben die Ausführungen seines Vorgängers an dieser Stelle erhalten.
Die Finanztransparenzinitiative der Diözese Regensburg
2017 legte die Diözese Regensburg zum ersten Mal einen Jahresabschluss nach den Standards des Handelsgesetzbuches vor.
Die HGB-Standards zeigen seitdem noch klarer: Verwaltung und Finanzen stehen im Dienst am Menschen.
Transparenz ist Michael Fuchs sehr wichtig und das in einem doppelten Sinn. Als ehem. Generalvikar des Bistums Regensburg war Fuchs in allen Verwaltungsangelegenheiten so etwas wie die rechte Hand von Bischof Rudolf Voderholzer. „Chef der bischöflichen Verwaltung“, könnte man seine ehemalige Aufgabe umschreiben. Das stimmt und wäre doch eine Verkürzung. Denn Fuchs war nicht einfach ein Verwaltungsleiter, sondern Priester. Darum legt er großen Wert darauf, dass kirchliche Verwaltung und Finanzmittel eine Dienstfunktion haben und niemals Selbstzweck sind. Bei all den zahllosen Aufgaben und Akten, die im bischöflichen Ordinariat täglich bearbeitet werden, muss immer klar sein: Es geht um den Dienst am Menschen. Daran lässt Fuchs keinen Zweifel. Wer ihn darüber reden hört, spürt, wie ernst ihm das ist.
Zweierlei Kompetenzen sind gefragt
Mit Bedacht wählt der ehem. Generalvikar seine Worte, wenn er über die Verwaltungstätigkeit der Kirche spricht. „Es braucht zweierlei“, betont er, „Kompetenz in der Sache, aber es braucht auch die Kompetenz am großen Ganzen von Kirche mitzuwirken.“ Beide Kompetenzen sind im Ordinariat gefragt. Das Bischöfliche Ordinariat ist die Verwaltungszentrale des Bistums. Ein wichtiges Gremium dieser Verwaltungszentrale ist die sogenannte Ordinariatskonferenz. Das ist die Konferenz der Hauptabteilungsleiter aller verschiedenen Tätigkeitsbereiche. Etwa für Schule, für Personal, für Seelsorge, Finanzen und die andere Bereiche. „In der Ordinariatskonferenz koordinieren wir die einzelnen Aufgaben und versuchen gemeinsam die Aufgaben zu bewältigen, die wir als Diözese haben“, erklärt der ehem. Generalvikar.
Fachliche Professionalität und die Bereitschaft, am Sendungsauftrag der Kirche mitzuwirken: auf beides komme es an, betont Fuchs. Nur so könne es gelingen, gemeinsam am großen Ziel mitzuwirken, Gott durchscheinen zu lassen. „Wir haben die Aufgabe, den Menschen etwas vom Licht Gottes zu bringen und Nächstenliebe zu leben.“ Wie durch ein Kirchenfenster müsse das Licht Gottes in die Gesellschaft hineinstrahlen, umschreibt Fuchs die Aufgabe der Kirche. „Die Welt erlebt so viel Dunkelheit, viel Not, viele Kriege und es gibt viel Leid im Verborgenen.“ Durch die Dienste der Kirche müsse die Liebe Gottes in die Welt hineinscheinen, um sie heller zu machen. Diese Transparenz ist ihm als Seelsorger ein Herzensanliegen. „Dafür arbeiten wir - auch in der Verwaltung.“ Damit das gelinge, sei es wichtig, die vorhandenen Personal- und Finanzressourcen „effektiv und zielgerichtet einzusetzen“ und dabei ebenfalls transparent zu sein, hebt der ehem. Generalvikar hervor.
„Wir haben nichts zu verstecken“
Mit Nachdruck begrüßt er deshalb die Finanztransparenzinitiative der Kirche. Die Zeiten hätten sich geändert. Vor dreißig, vierzig Jahren hätten in der Gesellschaft generell weniger strenge Maßstäbe gegolten. Das sei heute anders. „Und ich bin froh darüber“, betont Fuchs. „Wir haben nichts zu verstecken. Deswegen ist die Transparenzinitiative gut und notwendig!“, sagt er. „Jeder kann in unsere Bücher hineinschauen, kann sich den Haushalt, die Bilanzen, die Gewinn- und Verlustrechnung und den Lagebericht ansehen“. Gerne könne auch gezielt nachgefragt werden, wenn es Fragen zur Mittelverwendung gebe. Auch in der Vergangenheit sei das immer offen angeboten worden. Mit der nun erfolgten Umstellung des Jahresabschlusses auf die Standards des Handelsgesetzbuches (HGB) werde die Transparenz geschaffen, die heute notwendig sei. „Damit sind wir zukunftsfähig“, betont Fuchs.
Was genau es mit der Umstellung der Bilanz auf HGB-Standards auf sich hat, erklärt der Finanzdirektor des Bistums Regensburg, Alois Sattler. Fast dreißig Jahre arbeitet Sattler in der Bischöflichen Finanzkammer der Diözese Regensburg. Seit September 2013 leitet er die Hauptabteilung Finanz- und Vermögensverwaltung und ist damit Bischöflicher Finanzdirektor. Zuvor war Sattler seit 1997 stellvertretender Finanzdirektor.
Verpflichtungen binden Großteil der Ressourcen
Wie der Generalvikar hält auch der Finanzdirektor die Umstellung auf eine Bilanz nach den Regelungen des Handelsgesetzbuches für einen Zugewinn an Transparenz. Überraschungen sind für ihn dabei ausgeblieben. „Wir erstellen schon seit vielen Jahren neben einer Einnahmen- und Ausgabenrechnung auch eine Vermögensübersicht. Ich hatte also damit gerechnet, dass die Verpflichtungen der Diözese einen Großteil der vorhandenen Ressourcen binden, was sich durch die Bilanz bestätigt hat“, erklärt er.
Der erzielte Transparenzgewinn besteht für ihn darin, „dass man nun die Zahlen der Diözese in Form eines Rahmenwerks nach den bekannten Grundsätzen des Handelsgesetzbuches sehen kann.“ Das heißt konkret: „In der Bilanz sind auf der Aktivseite die vorhandenen Ressourcen vollständig und systematisch dargestellt und auch bewertet. Auf der Passivseite wird insbesondere gezeigt, welche Verbindlichkeiten und künftig erwarteten Verpflichtungen diesen zur Verfügung stehenden Mitteln gegenüberstehen. In der Gewinn- und Verlustrechnung wird gezeigt, welche Ressourcen für die Erbringung des Angebots der Kirche verbraucht werden.“
Bei all den Bilanzen und Beträgen, mit denen Sattler täglich umzugehen hat, liegt ihm sehr daran, deutlich zu machen, was hinter den Zahlen steht. „,Jede Zahl hat ein Gesicht’ ist unsere Transparenzinitiative überschrieben“, sagt Sattler. Genau das sei entscheidend. Erst der Blick hinter die Zahlen lasse erkennen, welche enorme Bandbreite kirchliches Handeln in der Gesellschaft habe. Ohne die Kirchensteuer wäre das alles nicht machbar. Daran lässt der Finanzdirektor keinen Zweifel und nennt Gesichter hinter den Zahlen. Da sind zum Beispiel die 1,17 Millionen Katholiken im Bistum Regensburg, die mit ihrer Kirchensteuer das konkrete kirchliche Engagement der Diözese und ihrer Einrichtungen ermöglichen. Die Kirchensteuer ist der weitaus größte Ertragsposten der Diözese. „Im Jahr 2017 stammten 82,97 Prozent der Erträge aus Kirchensteuermitteln“, erläutert Sattler.
Seelsorge und Schulen als besondere Schwerpunkte
Zu den Gesichtern hinter den Zahlen zählen für den Finanzdirektor auch die mehr als 1.500 hauptamtlichen diözesanen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den verschiedenen Bereichen ein kirchliches Angebot erlebbar machen. „Rund 24 Prozent der Ausgaben wurden für deren Personalkosten aufgewendet“, erklärt Sattler. Dazu kämen noch die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa in den Pfarreien oder den großen caritativen Verbänden angestellt seien. Ausdrücklich verweist er auch auf die große Zahl der Ehrenamtlichen, beispielsweise in den 631 Pfarreien des Bistums oder in den vielen Verbänden.
Der Jahresabschluss der Diözese zeige, für welche Zwecke die zur Verfügung stehenden Mittel ausgegeben würden, so Sattler weiter. An erster Stelle stehe die Seelsorge. „2017 wurden zum Beispiel für die Seelsorge knapp die Hälfte der Erträge eingesetzt“. Das komme vor allem den Menschen in den Pfarreien zugute. Einen weiteren Schwerpunkt macht der Jahresabschluss deutlich: „Für den Bereich Schule, Bildung, Wissenschaft und Kunst wurden insgesamt rund 11 Prozent der Erträge verwendet. Davon profitieren insbesondere die circa 18.500 Schülerinnen und Schüler an kirchlichen Schulen.“
Damit das auch in Zukunft möglich ist, legt der Finanzdirektor großen Wert auf ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein. Vorausschauender Weitblick und nachhaltiges Handeln seien unentbehrlich, betont er. Dafür braucht es eine gut funktionierende Finanz- und Vermögensverwaltung, die vielfältige Fachkompetenzen bündelt. Einen Teil der Hauptabteilung „Finanz- und Vermögensverwaltung“ stellt die Bischöfliche Finanzkammer mit ihren Abteilungen dar. Dazu zählen die „Allgemeine Verwaltung, Haushalt und Stiftungsaufsicht“, das katholische Kirchensteueramt und das Bischöfliche Baureferat. Aber das ist nicht alles. „Darüber hinaus ist mir die Bischöfliche Administration zugeordnet. Das ist die Vermögensverwaltung des Bischöflichen Stuhls von Regensburg und der Bischöflichen Stiftungen. Die Emeritenanstalt der Diözese und die Katholische Pfründepachtstelle gehören ebenfalls in meinen Zuständigkeitsbereich“, erläutert Finanzdirektor Sattler. Arbeit und Aufgaben, die es zu koordinieren gilt, gibt es also mehr als genug.
Nachhaltig, verantwortungsbewusst, vorausschauend
Ein Manager-Typ, der nur mit Zahlen jongliert, will Sattler aber bewusst nicht sein. Ihm schwebt ein anderes Vorbild vor. „Alle Verwalter sind gehalten, ihr Amt mit der Sorgfalt eines guten Hausvaters zu erfüllen“, zitiert er das kirchliche Gesetzbuch (CIC) can. 1284 § 1. Das Bild des Hausvaters gefällt ihm. „An diesem schönen und aussagekräftigen Leitbild möchte ich meine Arbeit messen lassen.“ Was unter einem „guten Hausverwalter“ im Sinne des CIC zu verstehen sei, lasse sich am besten mit dem Wort „Nachhaltigkeit“ zusammenfassen, findet er. Sattler gibt zu bedenken: „Nicht nur die laufenden Ausgaben müssen finanziert werden. Es kommt auch darauf an, dass wir in der Zukunft die erforderlichen Mittel zur Verfügung haben, um all unsere Verpflichtungen erfüllen zu können.“
Nachhaltig, verantwortungsbewusst, vorausschauend: So lässt sich die Haushaltspolitik der Diözese Regensburg beschreiben. Das galt schon lange vor der Transparenzinitiative. „Die Diözese Regensburg betreibt schon seit Jahrzehnten eine verantwortungsvolle, nachhaltige Haushaltspolitik. Die finanzielle Situation der Diözese kann ich trotz der erheblichen Verpflichtungen als solide bezeichnen“, freut sich Finanzdirektor Sattler und fügt hinzu: „Das ist nicht nur meine Meinung.“ Das werde immer wieder auch durch das entsprechende Kontrollgremium bestätigt. Diözesansteuerausschuss nennt sich dieses Gremium. Es setzt sich mehrheitlich aus fachkundigen Laienchristen zusammen. Der Diözesansteuerausschuss kontrolliert die Haushaltsführung, verabschiedet den Haushalt und ist für die Anerkennung des Jahresabschlusses zuständig.
Interne und externe Kontrolle der Kirchenfinanzen
Kontrolle ist ein zentrales Thema bei den Kirchenfinanzen und entscheidende Voraussetzung für verantwortungsbewusstes Wirtschaften. „Was die Haushaltsführung betrifft, gibt es zunächst einmal die allgemein geltenden staatlichen und kirchlichen Vorschriften“, sagt Sattler. Dazu kämen zahlreiche interne Regelungen, die darauf abzielten, „die Qualität unserer täglichen Arbeit abzusichern.“ Außerdem werde durch diese Regelungen erreicht, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und damit zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Das interne Kontrollsystem mit seinen Mechanismen werde fortlaufend geprüft und weiterentwickelt. Dazu werde etwa eine interne Revisionsabteilung eingerichtet. Zudem würden seit vielen Jahren die Jahresrechnungen beziehungsweise jetzt der Jahresabschluss der Diözese von einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft.
Konsequente externe und interne Prüfung und Kontrolle war der Diözese schon immer wichtig. Schließlich geht es um viel Geld. Der Jahresabschluss 2017 wies Erträge in Höhe von 387 Millionen Euro aus. 320,8 Millionen davon stammten aus Kirchensteuermitteln. Dem standen Aufwendungen von 303,3 Millionen gegenüber. Das Eigenkapital belief sich auf 899,5 Millionen Euro. Das sind große Summen. Reich sei die Kirche dennoch nicht, winkt der Finanzdirektor ab. Er weiß nur zu gut: Auch wenn erstmals die Bilanz nach HGB-Standard veröffentlicht wird, viele werden zuerst auf die Bilanzsumme schauen. „Diese Zahl ist aber gar nicht der Maßstab für die Frage nach einem vermeintlichen Reichtum der Kirche.“ Warum das so ist, erklärt Sattler mit einem einfachen Beispiel: „Wenn ich den Kontostand anschaue, muss ich gleichzeitig auch darauf schauen, welche Verpflichtungen und Zweckbindungen ich habe, die ich mit meinem Kontostand erfüllen muss.“
Der vermeintliche Reichtum ist relativ
Für die Kirche bedeute dies: „In erster Linie stellt sich die Frage, wozu wir die Geldmittel haben. Welchem Zweck dienen sie? Dienen sie unserer Kirche, also vor allem den Menschen in unserer Diözese, aber auch darüber hinaus? Darauf kommt es letztlich an“, hebt Sattler hervor. „Wenn ich die Verpflichtungen und Zweckbindungen in der Bilanz von 2017 anschaue und von der Bilanzsumme abziehe, bleibt ein Betrag von 154,9 Millionen Euro sozusagen ,übrig’. Das ist sicherlich viel Geld. Aber es ist weit weniger als die Hälfte des Diözesanhaushaltes für das laufende Jahr. Ein vermeintlicher Reichtum ist also durchaus relativ zu sehen.“
Zur Transparenzinitiative des Bistum gehört es auch, ausführlich darüber zu informieren, wofür die Finanzmittel der Kirche verwendet werden. Mancher sei noch immer nicht über die zahlreichen Angebote und Aktivitäten in der ganzen Diözese informiert, meint Sattler. „Dabei ist die Diözese in vielen Bereichen der Gesellschaft mit ihren Angeboten vertreten.“ Das gelte besonders für die vielen caritativen Tätigkeiten sowie für den pädagogischen Bereich, vor allem aber für die Seelsorge. „Im Rahmen unserer Transparenzoffensive zeigen wir diese Aktivitäten – oder besser gesagt: einen Teil davon, weil sich die gesamte Vielfalt gar nicht darstellen lässt.“
Drei Jahre dauerte die Vorbereitung
Bevor die Diözese Regensburg den ersten Jahresabschluss vorlegen konnte, der den Buchhaltungs- und Rechnungslegungsvorschriften des HGB entspricht, waren umfangreiche Vorarbeiten nötig. Das betont der stellvertretende Finanzdirektor des Bistums, Wolfgang Bräutigam. Seit 2002 ist Bräutigam für die Bischöfliche Finanzkammer tätig, seit September 2013 Stellvertretender Finanzdirektor der Diözese. „Durch die Umstellung auf den Jahresabschluss nach HGB hat sich in unserer konkreten Arbeit viel verändert“, erläutert Bräutigam. „Bis 2016 erstellte die Diözese ihre Jahresrechnung nämlich nach der Kameralistik mit einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung.“
Jetzt ist das anders. Mit der Einführung des Jahresabschlusses nach HGB-Vorschriften erfülle die Diözese „die höchsten in Deutschland für Jahresabschlüsse vorgesehenen Standards. Und dies freiwillig - ohne gesetzliche Verpflichtung“, erklärt Bräutigam. Auch zuvor nahm das Thema Finanztransparenz einen hohen Stellenwert in der Diözese ein: Der interessierte Kirchensteuerzahler konnte sich bereits seit 1974 über den jährlich veröffentlichten Steuerhaushalt der Diözese informieren. „Jeder konnte den kompletten Steuerhaushalt der Diözese mit allen Einnahmen und Ausgaben anfordern“, sagt Bräutigam. Aber künftig werde zusätzlich die Bilanz der Diözese veröffentlicht. „Dort kann der Interessierte auf der Aktivseite alle zur Verfügung stehenden, bewerteten Ressourcen sehen, zum Beispiel Grundstücke und Gebäude oder Kunstgegenstände, aber auch das Finanzanlagevermögen. Auf der Passivseite sind die Verpflichtungen und Verbindlichkeiten der Diözese zu sehen. Dies sind unter anderem Pensionsverpflichtungen, aber auch Verbindlichkeiten und zweckgebundene Rücklagen zum Beispiel für künftige Baumaßnahmen oder Versorgungsverpflichtungen. Gleichzeitig zeigt der Jahresabschluss in der Gewinn- und Verlustrechnung, welche Ressourcen insgesamt eingesetzt beziehungsweise verbraucht werden, um die Leistungen der Kirche zu erbringen.“
Eine „Mammut-Aufgabe“, die da zu bewältigen war
Insgesamt hat die Umstellung auf die HGB-Standards rund drei Jahre gedauert. Eine lange Zeit. Aber die brauchte es, um die „Mammut-Aufgabe“ zu bewältigen. „Der Prozess benötigte unter anderem deshalb enorm viel Zeit, weil neben der Einführung der doppelten Buchführung gleichzeitig die Anschaffung einer doppikfähigen Buchhaltungssoftware notwendig war. Jeweils getrennt betrachtet, sind das zwei sehr umfangreiche Projekte“, erläutert Bräutigam.
Das ganze Ausmaß der Umstellung wird an einigen Zahlen deutlich: Rund 7.500 Gegenstände der Betriebs- und Geschäftsausstattung waren zu bewerten. Hinzu kam die Inventur von rund 40.000 Kunstgegenständen, 300.000 Büchern und 1.200 Verträgen. Außerdem mussten die Buchführungen von etwa 50 Dienststellen oder sonstigen Einrichtungen in die Buchhaltung der Diözese integriert werden.
Die Finanzkammer hat viele Aufgaben
Neben der Umstellung lief die Arbeit in der Finanzkammer weiter. Deren Aufgabenspektrum ist groß. Zur genauen Erklärung verweist Bräutigam auf das Organigramm der Hauptabteilung Finanzen- und Vermögensverwaltung. Das zeigt: Die Bischöfliche Finanzkammer besteht aus drei Abteilungen. Die Abteilung Bauwesen umfasst das Diözesanbaureferat, das für das kirchliche Bauen in der Diözese verantwortlich ist. Die Abteilung Kirchensteuern, das Katholische Kirchensteueramt, ist für den Einzug und die Abrechnung der Kirchensteuer zuständig. Die Abteilung Allgemeine Verwaltung wiederum untergliedert sich in drei Fachbereiche.
„Der ,Fachbereich Besoldung’ mit den Fachstellen Diözesanangestellte und Kirchenstiftungsangestellte übernimmt die Gehaltsabrechnungen für rund 13.300 Personen“, erläutert der Stellvertretende Finanzdirektor. „Dazu gehören unter anderem die Angestellten der Diözese und der Kirchenstiftungen. Ebenso die Angestellten weiterer kirchlicher Rechtsträger wie zum Beispiel die Schulstiftung oder Orden. Dem Fachbereich ,Stiftungsaufsicht Allgemein’ obliegt die Aufsicht über rund 1.300 kirchliche Stiftungen. Im ,Fachbereich Haushalt’ wird insbesondere der Haushalt der Diözese erstellt und umgesetzt sowie der Jahresabschluss erstellt. Diesem Fachbereich ist auch die Buchhaltung mit Controlling der Diözese angegliedert.“
Die Kirchensteuer kommt direkt bei den Menschen an
Der Blick auf das Organigramm macht deutlich, wie vielschichtig die Aufgaben der Diözesanen Finanzverwaltung sind. Neben der Vielfalt seiner Aufgaben schätzt Bräutigam vor allem jene Tätigkeiten, „bei denen man direkt sehen kann, wofür die Arbeit gut ist.“ Konkret meint er damit: Haushalts- und Zuschussbescheide schreiben beziehungsweise unterschreiben. „Denn damit kann ich die Mittel der Diözese den zahlreichen Einrichtungen und Dienststellen der Diözese, aber auch den Pfarreien für deren vielfältige Aufgaben zur Verfügung stellen. Somit kommt die von den Katholiken gezahlte Kirchensteuer über die verschiedenen Angebote der Kirche wieder in der Gesellschaft, also direkt bei den Menschen an.“
Sorgen bereitet dem Stellvertretenden Finanzdirektor die Entwicklung der Katholikenzahl. Der sich abzeichnende Rückgang wird die Erträge der Kirchensteuer beeinflussen. Ein Rückgang der Kirchensteuer, der Haupteinnahmequelle der Diözese, wird sich auf die kirchlichen Angebote auswirken. Der Rückgang spiegele vor allem die demografische Entwicklung und die Zahl der Kirchenaustritte wider. Er zeige aber auch, dass die Kirche manche Menschen mit ihrer Botschaft nicht mehr erreiche und dass manche Menschen das Vertrauen in die Kirche verloren hätten, meint Bräutigam.
Transparenz schafft Vertrauen
Um Vertrauen zu gewinnen, braucht es Transparenz. Das gilt nicht nur für die Finanzen. Wo durch das Wirken der Kirche Gottes Zuwendung zum Menschen durchscheint, wächst Vertrauen. Deshalb ist es wichtig, über die vielfältigen Angebote, Dienste und Hilfen der Kirche zu informieren. Das sieht auch Clemens Foierl so. Foierl leitet seit 2007 das Kirchensteueramt des Bistums Regensburg. Bevor er in den kirchlichen Dienst wechselte, war er als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater tätig. „Keiner zahlt gerne Steuern“, weiß Foierl. „Auf der anderen Seite muss man einen Blick dafür haben, welch breit gefächerte Aufgabenbereiche durch die Kirchensteuer abgedeckt werden.“
Durch die Kirchensteuer würden der Kirche die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt, damit sie wichtige Aufgaben von der Seelsorge, über die Schulen bis hin zum caritativen Bereich wahrnehmen könne. In vielen Telefonaten, die ihn als Leiter des Kirchensteueramts erreichen, bemüht er sich, diesen Zusammenhang transparent zu machen und zu zeigen, was durch die Kirchensteuer alles ermöglicht wird. Gelingt das, freut er sich, einen Beitrag dazu leisten zu können, dass die Kirche ihrem Dienst am Menschen nachkommen kann. „Kirchensteuer kommt wieder direkt bei den Menschen an“, versichert Foierl.
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