Sieglinde Baumann, Jahrgang 1951, Finanzbeamtin, lebt seit 1983 in der Pfarrei Eitlbrunn, einer Pfarrei mit rd. 1.000 Katholiken. Sieglinde Baumann ist seit 1993 Mitglied der Kirchenverwaltung. "Schon beruflich gehöre ich zu den Zahlenmenschen, wahrscheinlich zähle ich zu der kleinen Minderheit, die gerne Steuererklärungen oder Abrechnungen macht. Für unsere Pfarrei ist das wichtig, besonders wenn Renovierungen oder Sanierungen anstehen. In meiner Amtszeit haben wir den Pfarrhof renoviert, den Friedhof erweitert, die Kirche von außen saniert, die Sakristei grundlegend erneuert und jetzt soll die Kirche auch von innen aufgearbeitet werden."
Kontrolle auf Pfarreiebene
Frau Baumann aus Eitlbrunn arbeitet für die Menschen ihrer Pfarrei
Vordergründig geht es bei Renovierungen um Steine, Handwerk und Boden. Tatsächlich aber geht es um das, was den Menschen am Herzen liegt: "Zur Friedhofserweiterung könnte man auch sagen, die Eitlbrunner könnten ihre Toten in Regenstauf zu Grabe tragen. Groß genug wäre der Friedhof dort schon. Aber die Menschen hier wollen halt vor oder nach der Kirche zu ihren Verstorbenen gehen. Dass die Familiengräber auf dem Kirchhof liegen, ist für die Menschen ein Stück Heimat." Sieglinde Baumann hat die Zahlen im Griff. "Dass ich auf die Zahlen schaue, muss sein. Denn man muss ja das Geld haben, wenn man etwas bewegen will." Die Kirchenpflegerin erledigt auch den Schriftverkehr, der anfällt. "Den Pfarrhof haben wir vermietet. Ich bestelle zum Beispiel das Heizöl oder beauftrage die Handwerker, wenn die Kirchturmuhr kaputt ist."
Das Arbeitspensum
Frau Baumann ist Vertrauensperson in der Pfarrei. "Ich bringe das Kollektengeld auf die Bank. Für die Überweisungen bin ich zuständig. Und ich stelle dann auch die Kirchenrechnung zusammen, bringe alle Buchungen in die Übersicht. Ich kümmere mich auch um die Personalverträge. Ich überwache auch das Kassenbuch. Früher war es ein bisschen mehr, weil wir auch die Friedhofsgebühren mitunter in bar bekommen haben. Heute geht fast alles mit Überweisungen."
Das sind allerdings nur die Routineaufgaben. "Bei Baumaßnahmen kümmere ich mich um den Architekten und verhandle mit den weiteren Kirchenverwaltungsmitgliedern mit dem Baureferat."
Das Zeitpensum
Sieglinde Baumann trägt diese Pflichten ehrenamtlich: "Für die Kirchenrechnung brauche ich ungefähr vier Tage, in aller Regel buche ich zweimal im Jahr. Am letzten Dienstag war ich 2 Stunden ehrenamtlich unterwegs. Zuerst habe ich das Geld aus dem Safe geholt und die Einzahlungsbelege ausgefüllt, die Überweisungen erledigt, noch das eine oder andere geregelt. Das fällt etwa alle 14 Tage an. Dann muss ich ja noch in die Stadt fahren und das Geld wegbringen, aber das verbinde ich mit privaten Erledigungen."
Ist die Kirche nun reich?
Ist die Kirche reich und wenn ja: Wie reich? Die Frau, die Verantwortung trägt für das Geld der Kirche in Eitlbrunn, muss es ja wissen. "Also ich glaube das die Kirche reich ist, an Dingen die nicht wirklich verwertet werden können, also sprich an Kunstschätzen. Die laufenden Mittel in den Pfarreien sind meines Erachtens ziemlich begrenzt. Nicht dass wir uns die Baumaßnahmen nicht leisten könnten. Aber wir müssen uns ziemlich nach der Decke strecken."
Die Kosten
Die Kirchenpflegerin rechnet vor: "Die Innenrenovierung der Kirche wird ungefähr 200.000 € kosten. Wobei ich allerdings hoffe, dass die Diözese 40% übernimmt. Bleiben noch ungefähr 120.000 € für uns selber. Um die zusammenzubringen brauchen wir 4-5 Jahre. Die laufenden Ausgaben der Pfarrei für das Personal sind unser größter Posten, also zum Beispiel für die Kirchenreinigung oder das Pfarrsekretariat. Nicht, dass unsere Leute riesige Summen bekommen. Aber das "läppert sich" einfach. Dann kommen hinzu: Blumenschmuck und Heizung, Strom, Ausgaben für das Pfarrbüro sowie für die Aufgaben des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltung."
Die Einnahmen
Sieglinde Baumann erläutert die Einnahmen der Pfarrei:
"Unsere Kosten bestreiten wir aus den laufenden Einnahmen, also aus den Zinsen, die der Grundstock bringt, und aus dem Grundstock selber (Zuweisungen der Diözese). Das ist der mit Abstand größte Teil unserer Einnahmen. Dazu kommen dann noch das Kirchgeld, Kollekten, Messstipendien, Einnahmen bei Hochzeiten und Beerdigungen. Insgesamt bringen wir ungefähr 90.000 € pro Jahr zusammen. Dem stehen die Ausgaben von rund 70.000 € gegenüber. Wenn man die Auflösung und Bildung von Rücklagen berücksichtigt, so blieb uns am Jahresende 2015 ein Plus von 5.200 €. Ich würde sagen: Wir sind nicht reich, wir haben das was wir brauchen."
Warum Ehrenamt?
Warum schultert Sieglinde Baumann die ehrenamtliche Verantwortung: "Ein bisschen, weil es der Stolz meines Vaters war. Mein Vater kommt aus einer sehr katholischen Familie und sein Vater und sein Bruder waren schon Kirchenpfleger. Da hab ich mir gedacht, du machst das, obwohl meine beiden Kinder damals noch klein waren. Leider ist mein Vater dann bald gestorben, aber das Amt ist mir geblieben. Einer muss es halt machen und ich bin gut organisiert. Im Rahmen seiner Möglichkeiten sollte jeder etwas für die Gemeinschaft tun. So ist mein Pflichtbewusstsein."
Bestätigung
Mit der Wahl zur Kirchenverwaltung bringt die Pfarrei ihr Vertrauen zum Ausdruck. Für die gewählten, die damit ein Ehrenamt für alle übernehmen, ist das Bestätigung: "Es ist eine Wahl und wenn dich keiner kennt, dann wählt dich keiner. Und wenn dich keiner schätzt, dann wählt dich auch keiner. Ich war immer ganz vorne dran bei den Wahlergebnissen. Das ist eine gewisse Bestätigung. Ich freue mich darüber und denke mir: Dann machst du es jetzt."