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Ein Priester, der mit drei Schülerinnen den Gang einer Schule entlang geht.

"Mein Name ist Andreas Albert. Ich bin Weihejahrgang 1991, ich bin Priester des Bistums Regensburg. Ich bin seit 1995 hier an den St. Marien-Schulen als Religionslehrer tätig und sehr glücklich hier zu sein. Am Anfang war das ein Pilot-Projekt, wo ich zu Beginn nicht genau wusste, wie geht das aus, als mich Bischof Manfred Müller gefragt hat, den Dienst hier zu übernehmen. Heute würde ich sagen, es war die glücklichste Entscheidung meines Lebens."

Selbstbewusstsein und Identität: das Profil einer katholischen Schule

Wenn fachliche, religiöse und persönliche Bildung Hand in Hand gehen – unterwegs mit dem Schulseelsorger

Wer Domvikar Andreas Albert begegnet, hat gute Chancen, sein Lächeln kennenzulernen. Man freut sich, wenn man ihm begegnet. Man trifft ihn und wird herzlich begrüßt. Andreas Albert ist ein Mann der offenen Ohren. Für ein kurzes Gespräch ist fast immer Zeit. Man schätzt seinen offenen Blick und seine Geduld. Der Schulseelsorger strahlt Lebensfreude aus und das finden viele sympathisch.

Albert ist Jahrgang 1964. Als Religionslehrer und Ansprechpartner trägt der katholische Priester bewusst Kollar, den weißen, ringförmigen Stehkragen, auch bekannt als "Römerkragen" oder "Kalkleiste". 1991 empfing Andreas Albert die Priesterweihe  und seit über 20 Jahren ist er der Schulpfarrer an den St. Marien-Schulen der Diözese Regensburg. Er unterrichtet hier Religionslehre, feiert regelmäßig die Gottesdienste, ist Ansprechpartner für die Schülerinnen und bereitet sie auf die Schulfirmung vor.

Ein Priester sitzt mit seinen Schülerinnen in einem Stuhlkreis während des Religionsunterrichtes.

Wer den Pfarrer durch die 1300-Schülerinnen-Schule begleitet, spürt: Der Mann ist hier bekannt. Er ist Seelsorger mit Leib und Seele. "Ich bin sehr glücklich hier zu sein. Als Bischof Manfred Müller mich gefragt hat: ‚Können Sie sich vorstellen an die Mädchenschule zu gehen?‘, da war das ein Pilotprojekt, wo ich nicht wusste, wie geht das aus. Heute würde ich sagen, es war die glücklichste Entscheidung meines Lebens. Als wichtiger Baustein des gemeinschaftlichen wie individuellen Lebens zählt an unseren Schulen der religiöse Bereich. Hier bieten wir neben dem kognitiven Lernen eine spirituelle Mitte für das persönliche Reifen an. Als Schulseelsorger leiste ich dazu meinen Beitrag", meint Andreas Albert.


In die eigene Religion hineinwachsen

Andreas Albert schultert viele Aufgaben. Er ist zum Beispiel der Pilgerpfarrer und Domvikar im Bistum Regensburg. Seine wichtigste Aufgabe sieht er aber in den Marienschulen. Er gibt dort Religionsunterricht von der Klasse 5 bis zur Jahrgangsstufe 12.

Die Aufgabe des Religionsunterrichtes sieht der Seelsorger vor allem darin, die eigene Religion kennenzulernen und darauf aufbauend eine persönliche und geistige Identität zu entfalten: "Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, im Religionsunterricht in die eigene Religion hineinzuwachsen, denn das geschieht in Familien leider zunehmend weniger. Vielfach ist das Glaubenswissen verdunstet, es herrscht ein gewisser religiöser Analphabetismus: Wir wissen alles Mögliche über andere Religionen, aber in der eigenen Religion ist das Wissen sehr dürftig." 

Eine Schülerin, die lächelnd zum Priester während des Religionsunterrichtes schaut.

Es gehe nicht darum, die Religionen gegeneinander auszuspielen, so Albert. Im Gegenteil: Man brauche eine kulturelle und religiöse Identität, um der Welt als selbstständiger Mensch zu begegnen: "Toleranz heißt nicht: Alles ist mir egal. Toleranz gewinnt nur dann einen Sinn, wenn man einen festen Standpunkt hat. Ich wertschätze meine eigene Religion, ich wertschätze die Wurzeln, aus denen ich komme. Und das durchaus auch mit offenen Augen für die Fehler. Wir verschweigen oder tabuisieren im Religionsunterricht nicht die Versäumnisse der Kirche, die werden schon genannt", unterstreicht der Religionslehrer. "Es geht aber trotzdem darum, einen Stolz zu entwickeln auf die Botschaft Jesu Christi, die diese Welt geprägt hat, die Europa geprägt hat wie nichts anderes. Es wäre ein riesiger Verlust, würde diese Prägekraft der christlichen Botschaft nachlassen oder gar vollkommen nivelliert."

Ein Priester, der einen Raum betritt. Über der Türe sind Glaubenssymbole zu sehen.
Stehende Schülerinnen, die gemeinsam singen.

Religion im Klassengottesdienst erleben

So ist denn auch das Kreuz im Klassenraum an katholischen Schulen selbstverständlich: "Wenn das Kreuz aus der Klasse verschwinden würde, wäre die kirchliche Schule überflüssig. Solange es kirchliche Schulen gibt, wird es das Kreuz im Klassenraum geben – bei aller Gastfreundschaft, die man auch Schülerinnen anderer Glaubensrichtungen entgegenbringt. Das Kreuz bleibt unabdingbar", zeigt sich Andreas Albert überzeugt.

Ein gesundes christliches Selbstbewusstsein bei den Kindern zu entwickeln, das durchaus auch andere Traditionen anschaut und wertschätzt, sei Aufgabe eines mündigen Religionsunterrichtes, meint der Pfarrer. Das sehe in der 5. Klasse spielerischer, kindgerechter aus, und gehe in der gymnasialen Oberstufe bis hin zu anspruchsvollen exegetischen Methoden und kontroversen ethischen Fragen am Anfang und Ende des Lebens. Kurzum: Der Religionsunterricht ist ein unabdingbarer Baustein, der zum gesunden Heranwachsen eines jungen Menschen dient." 


"Solange es eine kirchliche Schule gibt, wird das Kreuz unabdingbar bleiben"

Schülerinnen stehen im Stuhlkreis während der Priester in der Mitte den Schulgottesdienst zelebriert.

Gottesdienst im Klassenraum

Der Religionsunterricht ist Alberts Hauptaufgabe, das Highlight ist der Mittwochmorgen: In der 1. Stunde finden Klassengottesdienste statt. Die sind fest im Stundenplan verankert. Der Priester feiert ihn im Klassenraum, nicht in der Schulkirche, die sich innerhalb des Schulgebäudes befindet. "Ursprünglich war es so, dass wir den Klassengottesdienst eigentlich in unserer Schulkirche veranstaltet haben. Durch bauliche Maßnahmen war dies jedoch etwas erschwert, so dass ich auf die Idee gekommen bin, mit meinem Messkoffer in die einzelnen Klassen zu gehen“, legt der Seelsorger dar.

Eine glückliche Fügung, wie sich dann zeigte. Aus der Not wurde eine Tugend: "Wir – Schülerinnen, Kolleginnen und Kollegen, aber auch ich – stellen durchweg fest, dass das für viele ein ganz neues Erlebnis ist, den Gottesdienst im eigenen Klassenraum zu feiern. Wir erleben, dass Religion nicht etwas ist, das fromm in irgendeinen Winkel gehört, sondern Religion geschieht dort, wo wir unseren Alltag bestreiten. Dort, wo wir lachen, aber auch weinen, da kommt der Herrgott hin." Andacht entfaltet sich auch im Klassenraum. Die Schülerinnen kommen zur Ruhe. Der Stress und der Lärm des Alltags bleiben zurück. Zu sich finden, mit Gott ins Gespräch kommen – darum geht es. Die Mädchen singen Lieder, die im Herzen nachklingen und die sie den Tag über begleiten. Das prägt.

Ein aufgeklappter Messkoffer, in den verschiedene Hände greifen und die unterschiedlichen Objekte herausnehmen.
Eine Szene aus einem Klassengottesdienst, bei der ein Mädchen die Hostie empfängt.

Selbstwertgefühl entwickeln und Berufe kennenlernen

Die profilierte katholische Bildung ist nicht das einzige, was die St. Marien-Schulen auszeichnet. Genauso tragend ist die große Bedeutung, die die Schule der persönlichen Entfaltung beimisst. Der Gottesdienst heute eröffnet ein so genanntes Projektseminar, das Pfarrer Albert moderiert. Die Schülerinnen begegnen der Arbeitswelt, und Pfarrer Albert hilft ihnen, diese Begegnung mit Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu gestalten. Berufe kennenlernen – und dabei mehr zu lernen über die eigenen Talente. Das Projektseminar  besucht ein Berufsfeld und betrachtet es in der Perspektive eines Unterrichtsfachs. "In meinem Fall ist das Fach Religion, das Berufsfeld sind die Medien,  angefangen vom Fernsehen über die Radioredaktion bis hin zu den katholischen Printmedien des Bistums", so Albert. Die notwendige Erfahrung bringt er aus einer anderen Tätigkeit mit. Er ist nämlich auch Leiter der Pilgerstelle des Bistums Regensburg und seit 1987 begeisterter Reiseleiter im Bayerischen Pilgerbüro. Sein Motto lautet denn auch: „vita est peregrinatio!“ ("Das Leben ist wie eine Pilgerreise!").


Mehr als Sandkastenspiele

Emma und Julia sind bei dem P-Seminar mit Pfarrer Albert dabei. Sie freuen sich schon. "Es ist eine willkommene Abwechslung zum Unterricht", sagt Emma lachend. "Ich finde klasse, dass wir hier einen Einblick in das Berufsfeld Medien bekommen", meint Julia. "Durch das P-Seminar habe ich schon viel gelernt und ich kann mir gut vorstellen, später in den Journalismus zu gehen." "Für mich ist das nichts", denkt Emma. "Aber durch das P-Seminar bin ich viel selbstbewusster geworden. Mir fällt es viel leichter, vor einer Gruppe zu sprechen. Ich will vielleicht Grundschullehrerin werden. Und da brauche ich diese Sicherheit."

"Die Schülerinnen sind mit Engagement dabei. Sie nehmen das mit großem Gewinn auf, weil es eben nicht nur etwas ist, was für die Schule produziert wird", hebt der Schulseelsorger hervor. "Wir produzieren Sendungen, die wirklich ‚on air‘ gehen. Das ist natürlich ein ganz anderes Erfolgsgefühl, wenn ich merke, ich produziere jetzt nicht nur etwas im Sandkasten Schule, das dort bleibt und nie den Horizont der Schule verlässt, sondern etwas, was die Oma am Morgen im Radio hören kann." Und das erfülle die Mädchen schon mit einer Zufriedenheit, ist sich Albert sicher. "Und zugleich verleiht es natürlich einen ganz konkreten Eindruck in den Berufsalltag der Journalisten, Redakteure und all derer, die medienschaffend sind."

Ein lachendes Mädchen während des Unterrichts im Computerraum.

"So bist Du eine schöne, eine reife Persönlichkeit."

Neben diesem Eindruck in eine mögliche spätere Berufswelt ist es insbesondere die Selbstwertfindung, die die P-Seminare auszeichnet. Pfarrer Albert: "Um heute in der Welt die Frau oder den Mann zu stehen, bedarf es eines gesunden Selbststandes. Diesen Selbststand wollen wir erreichen, indem wir ihn ganz bewusst fördern. Wir ermuntern die Mädchen, sich den Medien auszusetzen. Sag nicht schüchtern: ‚Das passt nicht‘ oder ‚Hier bin ich unzufrieden‘, sondern so wie Du bist, bist Du in Ordnung. So bist Du eine schöne, eine reife Persönlichkeit Und wenn das noch nicht ganz perfekt ist, dann arbeiten wir daran, dass das in die richtige Richtung geht."

So schafft das P-Seminar Synenergieeffekte. Die Mädchen lernen, sich vor einer Kamera wohlzufühlen und sich selbst darstellen zu können. Das helfe ihnen sich nicht wegzuducken, wenn etwa eine kontroverse Diskussion anstehe, argumentiert der Seelsorger. "Das ist ein ganz wertvoller Baustein, den wir unseren jungen Mädchen da mit auf den Weg geben: Sich profiliert wohlfühlen auch in der Öffentlichkeit. Denn wir brauchen junge Frauen und Männer, die künftig Gesellschaft und Kirche prägen und weiterbringen." Andreas Albert ist der Auffassung, dass es das ist, woran es der katholischen Kirche zurzeit mangelt: "Das größte Problem, das die Kirche momentan hat, ist die Sprachlosigkeit ihrer Gläubigen. Das beginnt bei Kindern und Jugendlichen und setzt sich fort – leider sogar zunehmend – bei Erwachsenen. Dass wir uns nicht mehr trauen, für unsere Überzeugungen einzustehen. Dass wir uns nicht mehr trauen zu sagen: ‚Es ist schön zu dieser Kirche zu gehören‘."


Win Win

Auch hier setzen die P-Seminare an: "Wir zeigen jungen Mädchen: Es ist schön, für die Kirche zu sein. Das erleben sie bei Menschen unterschiedlicher Medienberufe. Menschen, die genauso gut woanders hingehen könnten und trotzdem bei der Kirche bleiben, weil sie sagen, da ist eine Botschaft, ein Plus, was andere nicht zu vermitteln haben." Wenn das erreicht werde, sei dies eine Situation, wo beide Seiten gewinnen: "Die Redakteure, die sehen, es gibt durchaus Jugendliche, die sich für Kirche interessieren. Und die Jugendlichen sehen, es gibt auch Erwachsene, die es nicht bereut haben, sich in den Dienst der Kirche nehmen zu lassen", stellt der Schulpfarrer heraus.


Das Plus der katholischen Schulen

Das Selbstverständnis katholischer Schulausbildung ist sehr umfassend. Fachliche, religiöse und persönliche Bildung gehen hier Hand in Hand. Das ist es, was Schulen in katholischer Trägerschaft ihren unverwechselbaren Charakter gibt.

Um genau diese Besonderheit kirchlicher Schulen auch für die Zukunft in der Diözese Regensburg zu erhalten, gründete das Bistum 2003 die Schulstiftung. Heute befinden sich 14 Schulen in ihrer Trägerschaft, darunter auch die St. Marien-Schulen. Eltern geben hier ihr Kind hin, weil sie wissen, es ist dort gut aufgehoben.

Ein Priester sitzt während des Schulunterrichts an seinem Tisch und sieht seine Schülerinnen an.
Blick auf den Unterricht in einem Computerraum.
Ein Schülerin während des Unterrichts im Computerraum.

Die Schulen des Bistums sieht Pfarrer Albert als Raum, in dem ein Kind geschützt groß werden kann. Neben diesem Schutz eröffnen sie den Kindern zugleich ein Angebot: "Du bist nicht allein. Du hast eine einmalige Würde. Du bist vom Herrgott gewollt, so wie Du bist – mit Deinen Gaben, aber auch mit Deinen Schwächen", sagt der Priester aus voller Überzeugung.

"Das ist ein Plus, das wir in Form von Gottesdiensten, von Beichtangeboten und auch im zwischenmenschlichen Miteinander anbieten. Und dieses Plus soll einem Kind ermöglichen, zu einem Erwachsenen zu werden, der nicht mit Scheuklappen durch die Welt läuft, der auch die Probleme sieht und der sich mit all dem zu Hause fühlt." 

Der Seelsorger betont, dass viele Schülerinnen die St. Marien-Schulen nur sehr ungern verlassen, weil sie sich hier wirklich Daheim fühlen. So ist Andreas Albert denn auch ein gefragter Priester bei Hochzeiten ehemaliger Schülerinnen und Taufen ihrer Kinder. Auch Julia hat er vor 15 Jahren getauft.

Eine Szene aus dem Unterricht, die Schülerinnen stehen und singen gemeinsam mit dem Priester.

"Ein ganz wichtiger Stützpunkt unserer Schule ist die Stärkung des Profils der Schulfamilie"

Schülerinnen während des Klassengottesdienstes im Stuhlkreis.

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